| Life Isn't Easy And So Am I. |
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Montag, 18. Februar 2013
Nichts Neues (Kurze Leseprobe)
notfittoeat, 23:22h
Es ist 09:30 am Morgen, als sich mit einem glockenklaren Läuten die Tür des kleinen Cafés öffnet. Augenblicklich wird die warme, gemütliche Atmosphäre der Gäste durch den eisigen Wind gestört, der die Schneeflocken vor dem Fenster zu einem wilden Tanz auffordert.
Ich liebe dieses Wetter. Für mich ist es unbegreiflich wie Menschen die schönste Zeit des Jahres weg wünschen können. Immer wieder kommt mir zu Ohren, dass sie den Winter lieber in warmen Gefilden verbringen würden. Karibik, Hawaii und Ibiza. Wie einen das glücklicher machen kann, als ein kuschliger Abend mit einem guten Buch und einem heißen, duftenden Tee, ist mir ein Rätsel. Die romantischste und gedankenschwerste Jahreszeit, ohne Frage! Die Frau, die soeben das Café betreten hat zieht sich die braune Wollmütze vom Kopf und schenkt mir ein freundliches Lächeln. "Einen Kaffee, bitte." Ihre Haare liegen wild durcheinander. Das ist der Nachteil im Winter, da hilft auch kein Dreiwetter-Taft. "Das macht dann eins neunzig.", gebe ich routiniert zurück und erwidere ihr Lächeln. Wie aufs Kommando fängt die junge Frau an in ihrer riesigen Tasche an zu kramen und zieht ein teuer aussehendes Portemonnaie heraus. Mein Gedanke dazu ist: Ich kaufe lieber ein Portemonnaie für wenig Geld und habe viel Geld drin, als dass ich viel Geld für das Portemonnaie ausgebe und wenig ist drin. "Stimmt so.", sagt sie und reicht mir zwei Euro. Ich nicke ihr dankend zu. Traurig eigentlich, dass sich mehr als die Hälfte der Kunden zu schade sind, der Bedienung freundlich entgegen zu kommen, mit einem kleinen Lächeln zum Beispiel. Ich weiß, eigentlich bin ich mit meinen 21 Jahren nicht alt genug, um die alte Floskel "Früher war alles besser..." zu verwenden, aber prinzipiell ist doch immer ein Fünkchen Wahrheit dran. Die Unverschämtheit, oder besser gesagt die Selbstverständlichkeit, die Bedienungen heutzutage oftmals entgegen gebracht wird, ist wirklich unglaublich! Natürlich habe ich diesen Nebenjob angenommen, mit den Konsequenzen stets im Hinterkopf. Als arme Literaturstudentin habe ich nunmal nicht einen Geldspeicher wie Dagobert Duck. Allerdings bin ich im Großen und Ganzen auch sehr glücklich darüber. Als Sklavin der Businessgeier will ich mich trotzdem nicht abstempeln lassen, denn immerhin erfülle ich ihnen die Bestellungen. Kopfschüttelnd fülle ich eine Tasse mit brühheißen Kaffee und der herbe Geruch von Kaffeebohnen steigt mir in die Nase. Mit geübter Hand richte ich die Tasse mit einem Tütchen Zucker, einem Päckchen Milch und einem kleinen Keks auf einem Tablett an. Dieses schiebe ich zu der wartenden Frau hinüber und wünsche ihr einen schönen Tag. Sorgsam balanciert sie das Tablett vorbei an den sitzenden Gästen, zu einem freien Platz an einer der großen Fensterscheiben. Inzwischen ist es viertel vor Zehn und der Schneesturm hat ein wenig nachgelassen. Frustriert ziehe ich eine Schnute, wie immer ist der Winter zu kurz und der Schnee zu rar. Ein Mann im Anzug schiebt sich den letzten Bissen seines Croissants in den Mund und verstaut sein Notebook in seiner Ledertasche. Elegant erhebt er sich von dem gepolsterten Stuhl, schlingt seinen Wollschal sorgfältig um den Hals und zieht sich seinen dunklen Wintermantel über, den er bis zum obersten Knopf zuknöpft. Er nickt mir geistesabwesend zu und verlässt den Laden. Wieder wird die behagliche Wärme für einen winzigen Augenblick von dem frostigen Hier und Jetzt verdrängt. Hier drin ist man wie in einer kleinen Blase, man trinkt seinen heißen Kaffee, fühlt sich im besten Fall geborgen und flieht vor der windigen, eisigen Welt da draußen. Über meine, mal wieder vollkommen übertriebenen, Gedanken muss ich flüchtig lächeln. Sofort mache ich mich auf den Weg zum Tisch, an dem eben noch der Geschäftsmann gesessen hat und räume den mit etwas Marmelade bekleckerten Teller und die große Kaffeetasse auf das schwarze Tablett. Geübt wische ich mit einem nassen Lappen über die marmorierte Tischplatte und balanciere das Tablett hinter die Theke zum Waschbecken. Das Café leert sich langsam aber sicher und um elf Uhr bin ich, bis auf eine alte Dame, die genüsslich an ihrem Cappuccino nippt, allein. Endlich habe ich etwas Zeit für mich und setze heiße Milch auf, die ich mit einem Bisschen Kakaopulver verfeinere. Eigentlich ist das Ganze ziemlich ironisch. Ich arbeite in einem Café, das für den besonders aromatischen Kaffee bekannt ist und trotzdem trinke ich simplen Kakao, einfach aus dem Grund, dass ich kein Koffeein vertrage. Nach nur einer Tasse könnte ich meine Hände nicht mehr stillhalten und in meinem Kopf würde sich alles drehen. Mein Herz würde wie wild schlagen und ich könnte den Rest des Tages, wenn nicht sogar der ganzen Woche, nur noch größten Teils sitzend hinter mich bringen. Als die Milch anfängt zu dampfen, gieße ich den Inhalt in die für mich beiseite gestellte Tasse und gehe zu dem Tisch am Fenster, an dem vor einigen Stunden noch die Frau mit der braunen Wollmütze gesessen hat. Von hier beobachte ich jeden Mittwoch und Samstag, um ungefähr der gleichen Zeit, das bunte Treiben auf der riesigen Einkaufsstraße. Vorsichtig puste ich in meinen Kakao, aber auf Grund des heißen Dampfes, der mir die Brillengläser beschlägt, beschließe lieber noch ein bisschen zu warten. Hinter mir höre ich plötzlich einen Stuhl über den Boden rutschen und drehe mich zu der alten Frau um, die mit einem Stock in der Hand Richtung Tür wankt. Schnell springe ich auf und öffne ihr die Tür. "Vielen Dank, junge Dame!", sagt sie zwinkernd mit schwacher Stimme und betritt die eisige Straße mit kleinem Hut auf dem Kopf und einer viel zu großen Jacke. Jetzt bin ich wirklich allein und entschließe mit halber Motivation ein Bisschen für die Uni vorzubereiten. ... link (0 Kommentare) ... comment ... older stories
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Letzte Aktualisierung: Mo, 18. Feb, 23:22 status
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